TV-Auftritte

„Elvis“ NBC 68 Comeback Special

Das „Elvis“ NBC 68 Comeback Special, das am 3. Dezember 1968 erstmals ausgestrahlt wurde, markierte einen entscheidenden Moment in der Karriere von Elvis Presley und in der Geschichte der Popmusik. Nach einer langen Bühnenabstinenz, in der Elvis sich hauptsächlich auf seine Hollywoodkarriere konzentriert hatte, war dies seine triumphale Rückkehr ins Live-Entertainment. Diese Show, ursprünglich gesponsert von der Singer Sewing Machine Company und ausgestrahlt auf NBC, wurde später als „68 Comeback Special“ bekannt und gilt bis heute als eines der bedeutendsten Musikereignisse des 20. Jahrhunderts.

Die Entstehung des Konzepts

Die Show war ursprünglich als Weihnachts-Special geplant, eine Idee, die von Elvis‘ Manager Colonel Tom Parker vorgeschlagen wurde. Parker stellte sich vor, dass Elvis in einem Nikolauskostüm auftritt und seine bekanntesten Weihnachtslieder singt. Doch Regisseur und Produzent Steve Binder, der die kreative Leitung der Show übernommen hatte, war entsetzt über diesen Vorschlag. Er überzeugte Elvis, dass dies eine einzigartige Gelegenheit sei, nach fast einem Jahrzehnt wieder auf die Bühne zurückzukehren, und argumentierte, dass ein solcher Auftritt seinem Image als „King of Rock ’n‘ Roll“ nicht gerecht werde.

Elvis, der zu dieser Zeit unter dem Druck stand, sein Publikum wieder für sich zu gewinnen, willigte schließlich ein, Parkers Plan zu verwerfen und stattdessen auf Binder zu hören. Damit war der Grundstein für das „68 Comeback Special“ gelegt, das nicht nur ein einfaches Weihnachtsprogramm sein sollte, sondern eine emotionale und musikalische Reise durch Elvis‘ Karriere.

Pressekonferenz zum 68 Comeback Special

Am 25. Juni 1968 fand eine Pressekonferenz statt, um das bevorstehende NBC-Special zu bewerben. Diese Veranstaltung diente dazu, Aufmerksamkeit und Vorfreude auf Elvis’ große Rückkehr ins Rampenlicht zu lenken, und wurde von seinem Manager, Colonel Tom Parker, akribisch geplant.

Parker, stets darum bemüht, die Kontrolle zu behalten und das Image seines Schützlings zu steuern, hatte eine besondere Idee, um die Veranstaltung einheitlich und stilvoll zu gestalten. Am Eingang des Konferenzraumes positionierte er sich selbst und verteilte an alle Mitwirkenden gelbe Schals samt passender Schalhalter. Dieses Symbol sollte eine Art Teamgeist und Zusammengehörigkeit ausdrücken, während die Presse neugierig auf erste Details zur Show wartete.

68 Comeback Special - Pressekonferenz
Bones Howe, Steve Binder, Elvis Presley und Bob Finkel stellen sich sichtlich gut gelaunt den Pressefragen

Elvis selbst erschien gut gelaunt und zeigte seine humorvolle Seite, die in vielen seiner öffentlichen Auftritte zum Vorschein kam. Auf die Frage, warum er gerade jetzt eine solche Show plane, antwortete er schlagfertig: „Wissen Sie, ich mache es besser jetzt, als zu einem Zeitpunkt, an dem ich zu alt für so etwas bin.“ Dieser Kommentar löste allgemeines Gelächter aus und zeigte, dass Elvis trotz der Ernsthaftigkeit seiner Rückkehr noch immer über sich selbst lachen konnte. Weiter nahmen an der Konferenz Bones Howe (Aufnahmeproduzent und Techniker), Steve Binder (Regisseur und Produzent) und Bob Finkel (ausführender Produzent) teil.

Die entspannte und lockere Atmosphäre der Pressekonferenz schien jedoch nicht ganz im Sinne von Colonel Parker zu sein. Als die Fragen und Antworten immer humorvoller wurden und die Ernsthaftigkeit der Veranstaltung zu schwinden begann, entschied Parker, die Pressekonferenz abrupt zu beenden. Er war darauf bedacht, das Image der Show als bedeutenden Wendepunkt in Elvis’ Karriere zu wahren und befürchtete wohl, dass die Leichtigkeit der Konferenz dieses Ziel untergraben könnte.

Trotz des abrupten Endes hinterließ die Pressekonferenz einen bleibenden Eindruck und heizte die Vorfreude auf Elvis’ Comeback weiter an.

68 Comeback Specials: Eine emotionale und musikalische Reise

Das 68 Comeback Special war in mehrere eindrucksvolle Segmente unterteilt, die Elvis Presleys musikalische Karriere und Vielseitigkeit in den Mittelpunkt stellten. Das TV-Special begann mit einer semi-autobiografischen Sequenz, untermalt von dem Song „Guitar Man“, der einen wichtigen Teil von Elvis’ Identität als Musiker darstellte. Für diese Performance wurde eigens eine fünfte Strophe zu dem bekannten Song hinzugefügt. Diese Eröffnungssequenz war ein kraftvolles Symbol für den Weg, den Elvis in seiner Karriere gegangen war.

Elvis eröffnet das 68 Comeback Special mit dem Song "Guitar Man"
Elvis eröffnet das 68 Comeback Special mit dem Song „Guitar Man“

Zensur und künstlerische Freiheit

Die Show enthielt einige kontroverse Momente, darunter eine Szene in einem Bordell, in der Elvis das Lied „Let Yourself Go“ performte. Obwohl die NBC-Zensurstelle die Szene ursprünglich genehmigte, wurde sie später auf Drängen des Sponsors Singer aus dem finalen Programm gestrichen. Die Verantwortlichen hielten die Szene für zu riskant und unangemessen für ein breites Fernsehpublikum. Erst Jahre später wurde dieser Teil des Specials in Video- und DVD-Veröffentlichungen rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Am Ende des Specials schuf Elvis einen der denkwürdigsten Momente des Abends: Gekleidet in einem weißen Anzug, sang er „If I Can Dream“. Dieser emotional aufgeladene Song war eine kraftvolle Botschaft des Friedens und der Hoffnung in einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche in den USA. Es war ein Lied, das tief aus dem Herzen des King of Rock ’n‘ Roll kam und eine Aufforderung an die Welt, nach einem besseren Morgen zu streben.

Aufnahmesessions und musikalische Unterstützung

Diese ikonischen Segmente wurden zwischen dem 20. und 24. Juni 1968 im Western Recorders Studio in Hollywood aufgenommen, mit einer weiteren Session am 30. Juni. Elvis wurde dabei von einem Orchester sowie der talentierten Backgroundgruppe The Blossoms unterstützt, zu der Fanita James, Jean King und Darlene Love gehörten. Zu den Studiomusikern zählten renommierte Namen wie Hal Blaine am Schlagzeug, Don Randi am Klavier, Tommy Tedesco an der Gitarre, Larry Knechtel am Bass und Tommy Morgan an der Mundharmonika.

68 Comeback Special - Stand-up (Unplugged) Show
Elvis umringt von begeisterten Fans während der Stand-up-Show, die heute als erstes Unplugged-Konzert der welt gilt.

Die Geburtsstunde der Unplugged-Idee

Eine der bahnbrechendsten Ideen des „68 Comeback Specials“ war die Integration von Live-Segmenten, die das intime Gefühl eines improvisierten Auftritts vermittelten. Diese Idee entstand, als Regisseur Steve Binder Elvis dabei beobachtete, wie er spontan mit seinen Musikern alte Rock ’n‘ Roll- und Blues-Hits im Studio spielte. Binder war fasziniert von der Authentizität und dem Charisma dieser ungezwungenen Momente und beschloss, sie in die Show zu integrieren.

…and that’s when I really got the idea: Wouldn’t it be great if I had a camera in here and they didn’t know I was here?

Steve Binder

„Wäre es nicht toll gewesen, wenn ich eine Kamera dabei gehabt hätte und niemand gewusst hätte, dass ich da bin?“, sagte Binder rückblickend über den Moment, in dem er die Vision für diese Live-Segmente entwickelte. Diese spontane und intime Atmosphäre bildete die Grundlage für das, was später als Unplugged-Konzert bekannt werden sollte.

Elvis‘ Rückkehr zur Live-Bühne

Elvis war von der Idee, nach sieben Jahren Bühnenabstinenz wieder live aufzutreten, zunächst nicht begeistert. Sein letzter öffentlicher Auftritt hatte am 25. März 1961 in der Bloch Arena in Pearl Harbor, Hawaii, im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzertes stattgefunden. Doch Steve Binder versicherte ihm jegliche Unterstützung, und so willigte Elvis schließlich ein, das Experiment zu wagen.

Für die Live-Session wählte man eine erste Songliste aus und musste viele der Lieder kürzen, da das gesamte Special nur eine Stunde dauern sollte. Um das Gefühl zu vermitteln, dass Elvis soeben in den Sun-Studios entdeckt worden war, entschied man sich, zwei seiner ursprünglichen Musiker (Blue Moon Boys) aus den 1950er Jahren zurückzubringen: Gitarrist Scotty Moore und Schlagzeuger D. J. Fontana. Bassist Bill Black, der ebenfalls Teil von Elvis’ ursprünglicher Band gewesen war, konnte aufgrund seines Todes 1965 (Hirntumor) nicht mehr teilnehmen. Stattdessen wurde Elvis von engen Freunden wie Alan Fortas, Lance LeGault (vor allem durch seine Rolle als Colonel Roderick Decker in der Serie Das A-Team bekannt) und Charlie Hodge unterstützt, die halfen, die authentische Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

Elvis präsentiert sich, umringt von Publikum und seinen Musikern, in stimmlicher Hochform

Die Proben und Sessions

Die ersten kleineren Proben begannen am 24. und 25. Juni 1968 in den Umkleideräumen des NBC Studios in Burbank, Kalifornien. Elvis‘ enger Freund Joe Esposito nahm diese Übungssessions auf, um sie später zu analysieren. In diesen Proben wurden viele Songs ausprobiert, darunter „Danny Boy“, „Blue Moon“, „That’s My Desire“ und „I Got a Woman“, bevor die endgültige Songauswahl getroffen wurde.

Am 27. und 29. Juni 1968, jeweils um 18:00 und 20:00 Uhr, betrat Elvis nach sieben Jahren im schwarzen Lederanzug wieder eine Live-Bühne. Insgesamt wurden vier Segmente in den NBC-Studios in Burbank aufgenommen. Für jedes Segment wurde das Publikum ausgewechselt, um die Energie frisch zu halten. Während der Pausen musste Elvis duschen und sein Lederanzug trocknen, da er durch die intensiven Performances stark ins Schwitzen kam.

In diesen intimen Performances saß Elvis auf einer kleinen Bühne, umringt von Fans, und sang einige seiner größten Hits wie „That’s All Right“, „Heartbreak Hotel“, „One Night“, „Love Me Tender“ und „Are You Lonesome Tonight?“. Bei der zweiten und dritten Session am 29. Juni entschloss sich Elvis, einige der Songs im Stehen und ohne Musiker zu singen, darunter Klassiker wie „Jailhouse Rock“, „Hound Dog“ und „All Shook Up“. Diese Performances wurden von einem Orchester im Hintergrund begleitet oder über Halbplayback abgespielt.

Persönliche Einblicke und spontane Momente

Neben den musikalischen Darbietungen bot Elvis dem Publikum auch Einblicke in seine Karriere. Er erzählte Anekdoten aus seinen frühen Jahren, darunter eine berühmte Geschichte über ein Konzert in Florida, bei dem ihm per Gericht verboten wurde, sich auf der Bühne zu bewegen. Elvis beschrieb, wie die Polizei gekommen war, um die Show zu filmen, und er sich nur mit dem kleinen Finger bewegt hatte, um das Gesetz zu umgehen.

„Rock and roll is basically gospel (music), or rhythm & blues (is too). It sprang from that, people have been adding to it.“

Elvis Presley – 68 Comeback

Elvis sprach auch über die Entwicklung der Musik und erwähnte dabei neue Bands wie die Beatles und die Byrds, die zu dieser Zeit große Erfolge feierten. In einem besonders denkwürdigen Moment während der Performance von „Love Me Tender“ änderte Elvis spontan den Text und sang anstelle von „You have made my life complete“ „You have made my life a wreck… err, complete“. Diese humorvolle Änderung war seiner Frau Priscilla gewidmet, die im Publikum saß, und brachte sowohl sie als auch die Zuschauer zum Lachen.

Der emotionale Abschluss

Die Show endete mit einem kraftvollen und emotionalen Höhepunkt: Elvis sang „If I Can Dream“ in einem weißen Anzug. Dieser Song, der eine starke Botschaft des Friedens und der Hoffnung übermittelte, brachte die Show zu einem bewegenden Abschluss und hinterließ beim Publikum einen bleibenden Eindruck.

If I Can Dream: Elvis Presleys Aufruf zum Weltfrieden

Das „68 Comeback Special“ bleibt eine der denkwürdigsten und bedeutendsten Performances in Elvis Presleys Karriere. Es stellte nicht nur eine Rückkehr auf die Bühne dar, sondern veränderte auch die Art und Weise, wie Live-Auftritte inszeniert wurden, und prägte die Popkultur nachhaltig.

Musiker: 68 Comeback

  • Elvis Presley: Gesang, Gitarre (akustisch und elektrisch)
  • Scotty Moore: Gitarre (akustisch und elektrisch)
  • D. J. Fontana: Schlagzeug, (nutze einen Gitarrenkoffer als Instrument)
  • Alan Fortas: Backgroundgesang, (trommelte im Rhythmus auf der Rückseite einer Gitarre)
  • Charlie Hodge: Acoustic-Gitarre, Backgroundgesang
  • Lance LeGault: Tambourine, (trommelte im Rhythmus auf der Rückseite einer Gitarre)

Fazit: Grandioses musikalisches Vermächtnis

Das „68 Comeback Special“ stellte nicht nur einen Wendepunkt in Elvis‘ Karriere dar, sondern beeinflusste auch die Musik- und Fernsehwelt, Dank Steve Binder, nachhaltig. Das intime Setting, bei dem der Künstler von Fans umringt auf einer kleinen Bühne auftrat, gilt als Geburtsstunde des sogenannten „Unplugged-Konzerts“, das Jahre später auf Musiksendern wie MTV populär wurde. Elvis‘ Comeback zeigte der Welt, dass er nicht nur ein Filmstar war, sondern immer noch der „King of Rock ’n‘ Roll“.

Die Show war der Auftakt für Elvis‘ Rückkehr ins Live-Entertainment und leitete seine berühmte Las Vegas-Ära ein. Sie zeigte ihn in seiner besten Form, energiegeladen und charismatisch, und bewies, dass er immer noch die unangefochtene Ikone der Popkultur war.

Das „68 Comeback Special“ bleibt eines der beeindruckendsten Musikereignisse aller Zeiten und ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte von Elvis Presley – ein triumphaler Moment, der seinen Status als Legende zementierte und die Bühne für den Rest seiner Karriere bereitete.

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