TV-Auftritte

Elvis Presley in der Milton Berle Show

Elvis Presleys Auftritte in der „Milton Berle Show“ 1956 gelten als Meilensteine seiner Karriere und der Popkultur. Am 03. April 1956 performte er zum ersten Mal in der Show, die von einem Flugzeugträger, der U.S.S. Hancock, gesendet wurde. Vor einem begeisterten Militärpublikum sang er Hits wie „Shake Rattle and Roll“ und „Heartbreak Hotel“. Sein zweiter Auftritt am 05. Juni 1956, bei dem er „Hound Dog“ darbot, sorgte für große Kontroversen. Elvis’ provokative Bewegungen lösten sowohl Euphorie unter Teenagern als auch scharfe Kritik in der Presse aus und prägten das Bild des rebellischen Rockstars.

Elvis Presley - Milton Berle Show - Collage

Erster Auftritt – 03. April 1956: U.S.S. Hancock und die Geburt einer Legende

Der erste Auftritt des King of Rock ’n’ Roll in der „Milton Berle Show“ fand am 3. April 1956 statt. Dieser Auftritt war ein Spektakel, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich war. Zunächst einmal wurde die Sendung nicht aus einem traditionellen Fernsehstudio gesendet, sondern direkt von einem Flugzeugträger – der U.S.S. Hancock – aus der Naval Air Base in San Diego, Kalifornien. Dies verlieh dem Auftritt eine besondere Kulisse und eine ungewöhnliche Atmosphäre, die sich stark von den üblichen Fernsehformaten unterschied. Der King trat vor einem Publikum auf, das ausschließlich aus Militärpersonal bestand, was der Performance eine besondere Dynamik verlieh.

Elvis präsentierte bei diesem Auftritt einige seiner größten Hits, darunter „Shake Rattle and Roll“, „Heartbreak Hotel“ und „Blue Suede Shoes“. Diese Songs, die bereits damals populär waren, sorgten für große Begeisterung im Publikum, das seine Euphorie kaum zügeln konnte. Die Zuschauer, bestehend aus Mitgliedern der Marine, jubelten und feierten den jungen Sänger, der sich als aufstrebender Star bereits einen Namen gemacht hatte.

Elvis Presley - Milton Berle Show - Proben - 03. April 1956
Milton Berle und Elvis während der Proben zur Show am 03. April 1956 an Bord des Flugzeugträgers U.S.S. Hancock

Die „Milton Berle Show“ bot nicht nur Elvis eine Bühne, sondern auch anderen Stars der Zeit. Zu den weiteren Höhepunkten dieser Sendung gehörten die Komikerin Esther Williams, Musiker Arnold Stang sowie das Harry James Orchester mit dem berühmten Schlagzeuger Buddy Rich. Trotz dieser hochkarätigen Besetzung stahl Elvis mit seiner elektrisierenden Performance allen die Show.

Zweiter Auftritt – 05. Juni 1956: Ein Skandal mit „Hound Dog“

Der zweite Auftritt von Elvis Presley in der „Milton Berle Show“ am 05. Juni 1956 im NBC-Studio in Burbank, Hollywood, gilt als noch bedeutsamer und umstrittener. Dieses Mal entschied sich Elvis für zwei Songs, die besonders einprägsam waren: „Hound Dog“ und „I Want You, I Need You, I Love You“. Beide Songs spiegelten die emotionalen Spannungen und die jugendliche Energie wider, die seine Musik so einzigartig machten.

Besonders die Performance von „Hound Dog“ sollte Geschichte schreiben. Elvis zeigte sich in dieser Darbietung von seiner bis dahin provokantesten Seite. Seine energischen Bewegungen, die wilden Hüftschwünge und die Intensität seines Auftritts sorgten bei den Teenagern im Publikum für Ekstase – lautstarkes Kreischen und unbändige Euphorie erfüllten das Studio. Doch diese Performance blieb nicht ohne Folgen: Während die jugendlichen Fans von Elvis begeistert waren, wurde die Darbietung am nächsten Tag von vielen erwachsenen Zuschauern und in den Medien heftig kritisiert.

Elvis Presley - Milton Berle Show - 05. Juni 1956
Elvis mit D. J. Fontana und Bill Black während seines Auftritts am 05. Juni 1956 im NBC-Studio in Burbank

Gerade die Bewegungen von Elvis auf der Bühne standen im Zentrum der Kritik. Viele Erwachsene empfanden sie als anstößig und zu sexualisiert, was die damalige Moralvorstellung der konservativen Gesellschaft herausforderte. Die Presse verurteilte seinen Auftritt scharf, was zu einer größeren öffentlichen Diskussion über die „Gefahr“ des Rock ‘n’ Roll für die Jugend führte. Dieser Moment trug maßgeblich dazu bei, dass Elvis den Ruf eines Rebellen und Provokateurs erhielt, der die gesellschaftlichen Normen herausforderte.

Kritiken der Presse

Die Presse reagierte nach Elvis Presleys Auftritten in der „Milton Berle Show“ im Jahr 1956 mit scharfer Kritik, insbesondere nach seiner Darbietung von „Hound Dog“ am 5. Juni. Viele Zeitungen und Kommentatoren empfanden seine energischen Bewegungen, insbesondere seine berühmten Hüftschwünge, als zu provokant und anstößig. Die Darbietung wurde als “unsittlich” und “obszön” bezeichnet, und es wurde befürchtet, dass sein Einfluss auf die Jugend negativ sei. Einige Kritiker sahen Elvis als Bedrohung für die konservativen gesellschaftlichen Werte. Trotz dieser heftigen Reaktionen trugen diese Kontroversen dazu bei, seinen Ruf als rebellischer Künstler und Symbol des aufkommenden kulturellen Wandels zu festigen.

Daily News

Der TV-Kolumnist Ben Gross von der Daily News äußerte sich in seiner Kolumne vom 8. Juni scharf über Elvis Presley. „Die populäre Musik in diesem Land ist seit Jahren auf dem absteigenden Ast“, schrieb er. „Nun hat sie ihren Tiefpunkt in den ‚Grunz- und Hüft-Aktionen‘ eines Elvis Presley erreicht. Das TV-Publikum bekam eine üble Kostprobe davon in der Milton Berle Show. Elvis, der seine Hüften rotieren lässt, war musikalisch erschreckend. Zudem zeigte er eine Darbietung, die anstößig und vulgär war, mit einem Hauch von Animalismus, der in zwielichtige Lokale gehört. Während er singt, zeigt er Bewegungen, die einem abgehärteten Platzanweiser im Burlesque-Theater die Schamesröte ins Gesicht treiben würden. Er windet sich, kratzt sich und bewegt sich, als mache er eine groteske Parodie eines Opfers des Veitstanzes. Kein Wunder, dass es Berichte über Teenager-Unruhen in Städten gibt, in denen Elvis aufgetreten ist.“

Journal American

Im Journal American beschwor der Kolumnist Jack O’Brien so ziemlich das gleiche schäbige Bild herauf. „Elvis Presley wackelte und zappelte mit solchen Unterleibsbewegungen, dass die Burlesque-Bombe Georgia Sothern wirklich die gleiche Zeit verdient, um in kreiselnder Form zu antworten … Er kann nicht singen und macht seine stimmlichen Defizite mit den seltsamsten und offensichtlich geplanten, suggestiven Animationen wett, die über den Paarungstanz eines Aborigines hinausgehen.“

Herald Tribune

Auch der Herald Tribune TV-Kritiker John Crosby stimmte ein: „Elvis Presley, der krampfartige Schreihals von Rock ’n’ Roll Songs, könnte das Ende von Rock ’n’ Roll und eine Rückkehr zur musikalischen Vernunft bedeuten. Wo soll es nach Elvis noch hingehen? Nach seinem letzten Auftritt gab es eine Flut von Beschwerden aus der Presse und der Öffentlichkeit. Jeder Entertainer würde zögern, ihn wieder im Fernsehen zu zeigen. Ich hoffe, dass die Popmusik mit Presley den Tiefpunkt erreicht hat und sich nun verbessern muss.“

Milton Berle und Elvis: Eine besondere Beziehung

Milton Berle, der Gastgeber der Show, war einer der wenigen Moderatoren, die Elvis und seinen außergewöhnlichen Stil voll und ganz unterstützten. Während viele Kritiker und Zuschauer in den USA Elvis’ Bühnenauftritt als unsittlich und unangemessen verurteilten, fand Berle nichts Anstößiges daran. Im Gegenteil, er war von Elvis’ Talent überzeugt und setzte sich aktiv für den jungen Künstler ein.

Berle nutzte seine Plattform nicht nur, um Elvis eine Bühne zu bieten, sondern ermutigte auch die Zuschauer, Elvis’ Platten zu kaufen und seine anstehenden Konzerte in der San Diego Arena am 4. und 5. April 1956 zu besuchen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Moderatoren damals Künstler bewarben, doch Berles Unterstützung für Elvis ging weit über das Übliche hinaus. Er hielt große Stücke auf den jungen Sänger und trug dazu bei, dass Elvis’ Popularität weiter wuchs.

Ein besonders denkwürdiger Moment in dieser Show war ein Sketch, in dem Elvis eine Doppelrolle spielte: Er mimte nicht nur sich selbst, sondern auch seinen fiktiven Zwillingsbruder Melvin. Ob Elvis diesen Moment humorvoll fand, ist unklar, denn sein echter Zwillingsbruder, Jesse Garon Presley, war am 8. Januar 1935 als Totgeburt zur Welt gekommen. Dieser ernste Hintergrund verleiht dem Sketch eine zusätzliche, nachdenkliche Dimension.

In der Sendung vom 5. Juni war auch Debra Paget zu Gast, die weibliche Hauptrolle in Elvis’ erstem Spielfilm „Love Me Tender“ (1956). Dies war ein weiteres Zeichen dafür, wie eng die Musik- und Filmkarriere von Elvis zu dieser Zeit miteinander verflochten waren.

Auftrittsübersicht

DatumLocationSongs
03. April 1956U.S.S. Hancock, San Diego, Kalifornien (3 Songs)Shake Rattle And Roll, Heartbreak Hotel, Blue Suede Shoes
05. Juni 1956N.B.C. Studio Los Angeles, Hollywood, Kalifornien (2 Songs)Hound Dog, I Want You I Need You I Love You
Tab. 1.1: Elvis Auftritte, Milton Berle Show

Musiker von Elvis

In den Auftritten von Elvis Presley in der „Milton Berle Show“ im Jahr 1956 spielten seine Musiker, die Blue Moon Boys, eine wichtige Rolle, um den unverkennbaren Sound des Rock ‘n’ Roll zu schaffen. An der Gitarre begleitete ihn Scotty Moore, dessen einzigartige Mischung aus Country, Blues und Rockabilly den charakteristischen Klang prägte. Moore war bereits seit den frühen Tagen von Elvis’ Karriere Teil seiner Band und half maßgeblich dabei, die für Elvis typische Klanglandschaft zu formen.

Am Bass spielte Bill Black, dessen energiegeladene und rhythmische Slap-Technik dem Rockabilly-Stil Leben einhauchte. Seine kraftvolle Präsenz sorgte für den treibenden Rhythmus, der viele von Elvis’ frühen Hits definierte.

Am Schlagzeug saß D. J. Fontana, der mit seinem präzisen, aber doch dynamischen Spiel die Grundlage für den Rock ‘n’ Roll-Rhythmus lieferte. Fontana fügte der Musik eine unnachgiebige Energie hinzu, die Elvis’ bewegungsreichen Bühnenauftritte perfekt ergänzte.

Zusammen bildeten Scotty Moore, Bill Black und D. J. Fontana das musikalische Rückgrat, das Elvis half, seine revolutionäre Vision des Rock ‘n’ Roll in die Welt zu tragen.

Der Dank von Elvis und Colonel Parker

Die Zusammenarbeit zwischen Elvis Presley und Milton Berle war von gegenseitigem Respekt und Bewunderung geprägt. Nach den beiden legendären Auftritten in der „Milton Berle Show“ bedankten sich Elvis und sein Manager Colonel Tom Parker bei Berle auf eine besondere Weise. Sie schickten ihm ein doppelseitiges Poster als Zeichen ihrer Dankbarkeit für die Unterstützung und die Chance, sich einem Millionenpublikum zu präsentieren. Diese Geste unterstrich, wie sehr Elvis und sein Team Berles Engagement schätzten.

Fazit: Die Bedeutung der „Milton Berle Show“ für Elvis’ Karriere

Die beiden Auftritte von Elvis Presley in der „Milton Berle Show“ markieren einen Wendepunkt in seiner Karriere. Während der erste Auftritt auf der U.S.S. Hancock ihn als aufregenden, neuen Star etablierte, sorgte der zweite, skandalträchtige Auftritt mit „Hound Dog“ für weltweite Schlagzeilen und trug dazu bei, dass Elvis zu einem Symbol für den aufkommenden kulturellen Wandel wurde.

Diese Momente waren nicht nur bedeutend für die Karriere von Elvis Presley, sondern auch für die Popkultur insgesamt. Sie zeigten, wie Musik, Tanz und Performance dazu beitragen konnten, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und eine neue Ära des Jugendkults einzuläuten. In der Rückschau lassen sich die Auftritte in der „Milton Berle Show“ als Meilensteine in der Geschichte des Rock ‘n’ Roll und der Populärkultur des 20. Jahrhunderts betrachten.

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