TV-Auftritte

Elvis Presley in der Steve Allen Show

Am 1. Juli 1956 erlebte die US-amerikanische Fernsehlandschaft einen der denkwürdigsten Momente der Musikgeschichte: den Auftritt von Elvis Presley in der „Steve Allen Show“. Dieser Auftritt ging in die Annalen der Popkultur ein – nicht nur wegen der damaligen Einschaltquoten, sondern auch wegen der einzigartigen Mischung aus Humor, Parodie und Musik, die den Auftritt zu einem kontroversen Ereignis machte. Was sich an jenem Abend ereignete, war nicht nur eine Performance, sondern auch ein Meilenstein, der sowohl Elvis Presleys Karriere als auch das amerikanische Fernsehen veränderte.

Steve Allens erster Eindruck von Elvis

Steve Allen, ein etablierter Fernsehmoderator und Komiker, erlebte Elvis Presley erstmals am 28. Januar 1956 bei der Dorsey Brothers Stage Show auf CBS. Obwohl Allen kein Fan der aufstrebenden Rock ‘n’ Roll-Musik war, erkannte er das Charisma und den einzigartigen Stil des jungen Sängers. Doch nach der Show konnte er sich nicht an den Namen von Elvis erinnern und schrieb ein Memo an seine Mitarbeiter, um den Namen des charismatischen Künstlers zu ermitteln. Als Allen erfuhr, dass es sich um Elvis Presley handelte, war sein Interesse geweckt – trotz seiner Abneigung gegenüber Rock ‘n’ Roll.

Allen sah jedoch das Potenzial, das Elvis für seine Einschaltquoten haben konnte. Und obwohl er den Stil und die Musik nicht schätzte, konnte er den kommerziellen Erfolg nicht ignorieren, den Elvis für seine Sendung bedeuten würde. So wurde Elvis für die Steve Allen Show gebucht, die am 01. Juli 1956 bei NBC ausgestrahlt wurde.

Der Probenstart und die Vorbereitungen

Elvis flog am 29. Juni 1956 nach New York, um an den Proben für die Show teilzunehmen. Am Tag der Ausstrahlung, dem 01. Juli 1956, erreichte er das Hudson Theater, wo die Sendung aufgezeichnet wurde. Vor dem Theater schrieb er Autogramme für seine Fans und ging anschließend hinein, um sich mit Steve Allen zu treffen. Allen hatte eine eher unkonventionelle und für Elvis demütigende Darbietung geplant. Presley sollte seinen Hit “Hound Dog” singen – aber mit einem Twist: Er sollte den Song vor einem echten Hund der Bassetrasse namens Sherman performen, der auf einem Podest saß und einen Hut trug. Außerdem wies Allen Elvis an, an einem komödiantischen Sketch teilzunehmen, der in der Show mit weiteren prominenten Gästen aufgeführt werden sollte.

Elvis und Gastgeber Steve Allen Proben 1956
Elvis und Gastgeber Steve Allen während der Proben am 01. Juli 1956

Die Show – Ein komödiantischer und musikalischer Auftritt

Elvis trat an diesem Abend in einem für ihn ungewöhnlichen Outfit auf: einem klassischen schwarzen Smoking, der als Tuxedo bekannt war. Er sang “Hound Dog”, während der verkleidete Hund auf dem Podest saß. Dieser Auftritt war für viele Elvis-Fans ein schockierender Moment, da es die wilde Energie und Sexualität seiner üblichen Performances gezielt unterdrückte. Der Anzug und die Inszenierung waren im krassen Gegensatz zu seinem typischen Lederjacken-Look und seiner oft provokanten Bühnenpräsenz.

Nach “Hound Dog” sang Elvis eine weitere, ernsthaftere Version seines Hits “I Want You, I Need You, I Love You”. Doch die Demütigung war damit nicht vorbei. In einem weiteren Teil der Show musste Presley als Cowboy verkleidet – unter dem Namen Tumbleweed – an einem Sketch teilnehmen. Hier wurde er von Steve Allen, dem Komiker Andy Griffith (später bekannt druch die Serie Matlock) und der Schauspielerin Imogene Coca begleitet. Der Sketch parodierte den klassischen amerikanischen Western-Stil und ließ Elvis eine Zeile singen, die seine berühmten blauen Wildlederstiefel erwähnte: „Well I got a horse, and I got a gun, and I’m goin’ out and have some fun, I’m a-warning you galoots, don’t step on my blue suede boots!“

Elvis singt Hound Dog in der Steve Allen Show 1956
Elvis singt Hound Dog zu Basset Sherman

Elvis’ Reaktion und das Nachspiel

Elvis war von dieser Darbietung wenig begeistert. Jahre später beschrieb er seinen Auftritt in der Steve Allen Show als „lächerlich“ und sagte: „Es war der lächerlichste Auftritt, den ich je gemacht habe, und ich bereue es, es je getan zu haben.“ Dies deutet darauf hin, dass er sich durch die Art und Weise, wie er in der Show präsentiert wurde, gedemütigt fühlte.

Mitarbeiter der Steve Allen Show berichteten später, dass Allen Elvis absichtlich lächerlich machen wollte, da er nicht an dessen musikalisches Talent glaubte und Rock ‘n’ Roll generell ablehnte. Allen selbst wies diese Behauptungen entschieden zurück und behauptete, er habe Elvis nur aus kommerziellen Gründen gebucht, da er erkannt hatte, dass der junge Sänger ein Quotenschlager war.

Der Erfolg und die Rivalität mit der Ed Sullivan Show

Trotz der bizarren Inszenierung war die Sendung ein großer Erfolg. Die Steve Allen Show erreichte mit Elvis einen Marktanteil von 20,2 % und überholte damit die Ed Sullivan Show, die nur auf 14,8 % kam. Dies war umso bemerkenswerter, als Ed Sullivan zuvor ein entschiedener Gegner von Elvis Presley war und sich strikt geweigert hatte, den Rock ‘n’ Roll-Künstler in seiner Show auftreten zu lassen.

Doch der Erfolg von Elvis in der Steve Allen Show zwang Sullivan dazu, seine Haltung zu überdenken. Letztendlich lud er Elvis in seine eigene Show ein und profitierte später selbst von den steigenden Zuschauerzahlen, die der King of Rock ‘n’ Roll mit sich brachte.

Nachwirkungen und Tonaufnahmen

Nach dem Auftritt bei Steve Allen gab Elvis noch am selben Abend ein Interview, aus dem Warwick Hotel, in der Hy Gardner’s Live TV Interview Show. In diesem Gespräch verteidigte er seine Musik und seine Bühnenperformance: „I don’t feel like I’m doing anything wrong. I don’t see how any type of music would have any bad influence on people. How would rock ‘n’ roll music make anyone rebel against their parents?“ Hier zeigte sich Elvis‘ Selbstbewusstsein und seine Überzeugung, dass Rock ‘n’ Roll keine schädlichen Auswirkungen auf seine Zuhörer habe.

Am 02. Juli 1956, einen Tag nach der Ausstrahlung der Steve Allen Show, nahm Elvis in den RCA Studios in New York die Songs “Hound Dog”, “Don’t Be Cruel” und die Ballade “Any Way You Want Me” auf. Bei den Aufnahmen zeigte sich der Perfektionist in Elvis: 31 Takes von “Hound Dog” waren nötig, bis er zufrieden war. Dies war auch das letzte Mal, dass Elvis in New York in einem Tonstudio arbeitete.

Fazit: Ein Wendepunkt in Elvis Presleys Karriere

Elvis Presleys Auftritt in der Steve Allen Show am 1. Juli 1956 markierte einen bedeutenden Moment in seiner frühen Karriere. Obwohl die Inszenierung – insbesondere sein Auftritt in einem Smoking und das Singen von “Hound Dog” vor einem verkleideten Hund – von ihm als demütigend empfunden wurde, brachte die Show ihm eine enorme Steigerung seiner Popularität. Steve Allen war kein Fan des Rock ‘n’ Roll, erkannte aber das kommerzielle Potenzial von Elvis.

Trotz aller Kontroversen erreichte die Sendung herausragende Einschaltquoten und überholte sogar die Ed Sullivan Show, was Sullivan dazu zwang, Elvis für seine eigene Show zu buchen. Der Erfolg des Auftritts zeigt die Macht, die Elvis in den 1950er Jahren über die Massen ausübte, und wie der junge Musiker, trotz widerwilliger Unterstützung durch das Establishment, zur Ikone des Rock ‘n’ Roll aufstieg. Trotz seines persönlichen Unbehagens setzte dieser Abend den Grundstein für seine weitere Fernsehkarriere und festigte seinen Status als der King of Rock ‘n’ Roll.

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